Skulpturen aus Draht

Der Körper als realer Ort, dem ein ICH innewohnt, verbindet sich mit seiner Umwelt und wird so Teil von dieser. Neben der naturbezogenen Welt, die uns Orientierung und Existenz ermöglicht, sind wir längst in virtutellen Wahrnehmungsräumen angekommen. Zwar mit Vorbehalt und doch mit großer Lust bewegen wir uns wie selbstverständlich im Internet und in 3-dimensionalen Illusionswelten.

Skulpturenportraits

Der Moment zählt. Vergangenheit und Zukunft treffen sich im Moment der Gegenwart. Wir sind immer nur im Hier und Jetzt. Die Transparenz und Feinheit des Drahtes bietet sich als analogie zum Menschen an. Die menschliche Verletzlichkeit wird durch die Zartheit des Materials vermittelt. Zugleich hat es unerwartete Festigkeit, sobald man es angreift. Durch das Spiel mit Licht und Schatten erreichen die Skulpturen eine spezielle Lebendigkeit.

Meine Werke stellen existenzielles Sein in Bezug zum Raum, von dem wir bewegt werden, als Resonanzprozess dar. Speziell mit den Draht-Skulpturen gelingt eine optische Verschmelzung der Körper mit der Umgebung.


Die Skulpturen sind aus Draht und werden am Körper der Menschen geformt. Die Teile werden danach wie ein Kleid zusammengebaut. Der Vorgang des Formens bedarf viel Geduld, Fingerspitzengefühl und Liebe zum Detail, da das Material sehr sperrig ist und stechen könnte. Das durchsichtige Material lässt die Figuren mit ihrer Umgebung verschmelzen. Der Draht hat die Eigenschaft, dass je nach Einstrahlung das Licht die Figuren einmal mehr und einmal weniger reflektiert. Manchmal scheinen sie überhaupt unsichtbar und nur die silbernen Schuhe oder andere persönliche Assessoires bleiben sichtbar..

 

Wenn eine Skulptur fertig ist, kann sie als Konterfei ihrer BesitzerIn einen Platz in deren Lebensraum einnehmen. Auch als Gruppe sind die Skulpturen sehr imposant anzusehen und vermittelt je nach Lichtverhältnis eine eigene Ausstrahlung.





Szene "Eine Gartenparty"
Frühlingshaftes Grün. Gemüsebeete. Kräuterbeete. Wein wird gereicht. Smalltalk geführt. Eine Vernissage im Garten der Künstlerin Edith Sandhofer-Malli. Drahtgeflechte mitten unter den Besuchern. Kunstvoll gestalteter Draht mit menschlichen Zügen. Die Körper der Besucher. Und dann das. „Mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ Jesu letzte Worte als Tableaux Vivant. Als im Tode erstarrtes Lebendes Bildnis. Ein Objekt, hingeduckt an die Gartenmauer. Eingezäunt von Palmzweigen. An einer efeubewachsenen Mauer das Schweisstuch der Veronika, in metallene Form gegossen. Darunter Jesu als Draht-Gestalt. Er liegt im üppig wuchernden Gras. Tod und Auferstehung. Zwischen den beiden Polen, unausgesprochen, die sieben letzten Worte am Kreuze. Ein knallrotes Ei, dort wo dem Lebenden das Herz schlägt. Auch dieser Draht-Jesu ein in Form gebrachter Mensch. Christus, der Menschensohn. Der Garten der Künstlerin als ländliches Getsemani. Die Gartenparty wird zum Kunst-Event.
Text von Christoph Frühwirth